Das Straßenmagazin im Corona-Winter: Mehr Seiten, gleicher Preis. Nur auf der Straße, aber kontaktlos und mit Abstand. Mit Geschichten, Reportagen, Interviews aus Bochum, Dortmund und Umgebung.
Corona trifft Wohnungslose hart, die niedrigen Temperaturen im Winter sind zusätzlich gefährlich. Trotzdem gibt es immer wieder Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen für die bestehenden Unterkünfte nicht in Frage kommen. Drei Initiativen der Wohnungslosenhilfe – der Gast-Haus e.V., das Team Wärmebus und der bodo e.V. – schließen nun diese Lücke und haben eine niederschwellige Notübernachtung für wohnungs- und obdachlose Menschen geschaffen.
Was wir seit Jahren tun: dort helfen, wo Hilfe benötigt wird. Vor zehn Monaten haben wir quasi von einem Tag auf den anderen große Teile unserer Sozialarbeit nach draußen verlegt. Wir beraten unsere VerkäuferInnen und Menschen, die zu uns kommen, durch die Fenster unserer Anlaufstellen, und wir sind dort, wo es gerade besonders nötig ist: auf der Straße.
Wohnungslos in Zeiten von Corona bedeutet auch, dass Suppenküchen und Orte, an denen Wohnungslose essen können, wegfielen. Einrichtungen der Essensversorgung nur sehr eingeschränkt arbeiten konnten, viele gar nicht. Im Sommer war die Folge: Essen gab es in Lunchpaketen und „to go“, Ruhe, die Möglichkeit, sich zu setzen, in Ruhe zu essen und durchzuschnaufen, gab es nicht. Für den Winter, das war schnell klar, braucht es andere Lösungen. Gemeinsam mit dem Gast-Haus, der Kana Suppenküche und dem Team des Dortmunder Wärmebusses betreiben wir im Verbund mit der Stadt Dortmund noch bis Ende März die Winternothilfe am U.
Wegen des Lockdowns bleiben unsere Buchläden in Bochum und Dortmund noch geschlossen. Wir sind aber natürlich weiter für Sie da: Unter bodoev.shopnetzwerk.com finden Sie unser Sortiment auch online, können rund um die Uhr durch die Regale stöbern und bequem nach Hause bestellen.
Wohnungslose Menschen sind durch die Corona-Pandemie stark betroffen. Die meist nur eingeschränkte Öffnung von Tagesaufenthalten oder Essensausgaben sorgt dafür, dass besonders im Winter vielerorts Angebote fehlen. In Dortmund schließt die Winternothilfe am U eine Versorgungslücke für Wohnungslose – und hat jetzt große Unterstützung durch HELLWEG erfahren. Bundesweit 100.000 Euro spendet das Bau- und Gartenmarktunternehmen an Organisationen zur Unterstützung von obdachlosen Menschen – 20.000 Euro davon kommen Dortmunder Einrichtungen zu Gute.
Auch wir sind vom neuen Lockdown ab dem 16. Dezember wieder betroffen. Unsere Buchläden sind geschlossen, der Vertrieb des Straßenmagazins ist bis Jahresende eingestellt. Vom 24. Dezember bis 3. Januar 2021 ist unsere Geschäftsstelle geschlossen. Eine Übersicht, wie Sie uns erreichen, finden Sie hier.
Mit dem kommenden Lockdown ändert sich auch die Arbeit des bodo e.V. erneut. Ab Mittwoch (16. Dezember) setzt der gemeinnützige Verein die Ausgabe des Straßenmagazins vorerst bis zum Jahresende aus und intensiviert seine Nothilfen für die VerkäuferInnen und Menschen, die auf der Straße leben. „Wir bleiben da, helfen und begleiten an unseren Anlaufstellen und auf der Straße“, so bodo-Vertriebsleiter Oliver Philipp. Wer die Dezember-und Weihnachtsausgabe des Straßenmagazins noch nicht hat, kann sie jetzt kostenlos bestellen.
Mit Enttäuschung nimmt der bodo e.V. das „Kältekonzept“ für wohnungs- und obdachlose Menschen zur Kenntnis, das die Stadt Bochum in dieser Woche vorgestellt hat. „Seit Monaten mahnen wir, dass der Corona-Winter für Wohnungslose gefährlicher werden könnte als ohnehin. Und seit Monaten haben wir auf ein städtisches Konzept gewartet, das der durch die Pandemie zugespitzten Lage Betroffener gerecht wird“, sagt „bodo“-Redaktionsleiter Bastian Pütter. „Das, was jetzt vorliegt, geht über kommunale Pflichtaufgaben jedoch kaum hinaus.“
„Was hast Du immer dabei?“ Das haben wir VerkäuferInnen des Straßenmagazins und Wohnungslose, die wir auf unseren Versorgungstouren in Bochum und Dortmund treffen, gefragt. Und überraschenderweise zeigten die meisten keine praktischen Hilfsmittel für das Leben auf der Straße, sondern „Überlebenshelfer“, die Halt geben, Beistand versprechen, Erinnerungen festhalten und der Hoffnung auf ein besseres Leben eine Form geben.