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Ein weiterer Baustein

Weil es an passenden Angeboten mangelt, fallen Wohnungslose, die drogenabhängig sind, oft aus dem System der Wohnungslosenhilfe. Nun gibt es in Dortmund wieder eine Übernachtungsstelle für sie und ihre Bedürfnisse.

Von Alexandra Gehrhardt
Fotos: Sebastian Sellhorst

Schon in den 1990er Jahren hatte es eine Notschlafstelle für Drogengebraucher*innen gegeben; sie wurde aber Anfang der 2000er Jahre geschlossen, weil der Stadt der Betrieb zu teuer gewesen war. Erst ab 2017 – als in Zahlen und im Stadtbild sichtbarer wurde, dass die kommunale Wohnungslosenhilfe veraltet ist – setzte sich die Verwaltung hin, um die Strukturen zu überarbeiten. Zum neuen Konzept, das seither regelmäßig aktualisiert wird, gehörte auch die Wiedereinführung einer Übernachtungsstelle für Drogengebraucher*innen. Sie sind eine der Gruppen, für die die bisherigen Angebote häufig nicht passen und die den hohen Hürden der Schlafstelle dann oft die Straße vorziehen.

Die neue Schlafstelle ist dort, wo auch die alte war: am Schwanenwall, angedockt an die Beratungsangebote und das Café Flash. Betrieben vom Sozialen Zentrum im Auftrag der Stadt gibt es 20 zum Teil rollstuhlgerechte Plätze in Einzel-, Zweier- und Dreierzimmern. Wer kommt, kann erst einmal bis zu 90 Tage bleiben, und zwar ganztägig. Ziel ist, neben der Unterbringung auch zu Behörden zu begleiten, zu Entgiftung oder Substitution und den Gesundheitszustand zu stabilisieren – also darum, Perspektiven zu schaffen. „Man braucht einen relativ langen Atem“, erklärt Einrichtungsleiter Wolfram Schulte. „Nicht alles wird in drei Monaten möglich sein, aber in dieser Zeit kann man schon was auf den Weg bringen.“

Menschen mit Suchterkrankung, die derzeit häufig auf der Straße bleiben, dürfte die neue Einrichtung deutlich gezielter helfen können, ihre Wohnungslosigkeit und ihre Sucht zu überwinden. Doch die Hürden bleiben hoch: Auch diese Übernachtungsstelle ist für Menschen, die in Dortmund gemeldet sind – und jene, die einen Sozialleistungsanspruch haben. Wer den nicht hat, zahlt die Benutzungsgebühr selbst. Zudem: Wer einen Platz möchte, muss zur Zuweisung zuerst in die Männer- oder Frauenübernachtungsstelle, also genau die Orte, die drogenabhängige Menschen häufig gar nicht ansteuern, weil sie nicht passen. Wer diese Hürden wird nehmen können, wird sich zeigen.