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Kältekonzept Bochum: Es bleiben Lücken

Mit einem Kältekonzept will die Stadt Bochum Angebote für Wohnungs- und Obdachlose im Winter schaffen. Im letzten Jahr kritisierte bodo es als unzureichend – das bestätigte sich mit dem Kälteeinbruch im Februar dramatisch. Jetzt gibt es ein neues Konzept. Trotzdem bleiben Lücken. Ein Kommentar.

Von Alexandra Gehrhardt

Schon die Corona-Pandemie hatte die Angebotsstruktur für Wohnungslose stark eingeschränkt. Wo es Essen nur „to go“ gab und Tagesaufenthalte gar nicht oder nur stundenweise nutzbar waren, zogen viele, die konnten, in die Nachbarstädte. Im zweiten Corona-Winter stehen Einrichtungen nun vor der Herausforderung, Angebote zu schaffen, die die Schwellen niedrig und den Infektionsschutz hoch halten.

Das Positive zuerst: Es soll in den Kältemonaten mehr Tagesaufenthalte geben – eine zentrale Forderung aus der Erfahrung des letzten Winters. Neben dem der Diakonie in der Henriettenstraße öffnen auch die Propsteikirche, der Wattenscheider Mittagstisch und das „Sprungbrett“, einmal die Woche kann man sich in der Suppenküche mittags aufwärmen. Allerdings: Der letzte Tagesaufenthalt schließt um 16 Uhr, samstags gibt es kaum Angebote, sonntags nur eins; einen Mittagstisch im Fliednerhaus an zwei Sonntagen im Monat. Zugangskarten dafür muss man sich vorher abholen.

Gravierender sind die Lücken bei der Unterbringung. Zwar werden wieder zusätzliche Plätze in einer ehemaligen Schule und in einem U-Bahnhof geschaffen – alle Angebote gibt es aber wieder nur für die Nacht. Statt ganztägig Schutz-, Rückzugs- und Erholungsräume nutzen zu können, müssen Menschen morgens wieder auf die Straße. Zudem öffnet die Unterkunft in der ehemaligen Schule erst, wenn die Tagestemperaturen den Gefrierpunkt erreichen.

Wie gefährlich das ist, ist im vergangenen Winter offenkundig geworden: An einem Februarsonntag brachte ein Wintersturm zweistellige Minustemperaturen, Eisregen und Schnee nach NRW. Erst als bodo und in kurzer Zeit viele andere auf die Dramatik der Lage hinwiesen (und als der WDR tags drauf bedrückende Szenen vor der tagsüber geschlossenen Übernachtungsstelle filmte), stellte die Stadt auf eine 24-Stunden-Öffnung um. Damals hat die Verwaltung gezeigt, dass sie schnell handeln kann und die Strukturen schafft, die nötig sind, um Menschen ohne eigene Wohnung vor der Kälte zu schützen. Das taucht im neuen Konzept nicht mehr auf.