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Die Stadt von unten kennenlernen

Angehende PolizistInnen bilden sich weiter

Zu unserer Arbeit gehört, unser Wissen über Armut, Wohnungs- und Obdachlosigkeit weiterzugeben, Aus- und Weiterbildung in unterschiedlichsten Berufsfächern zu unterstützten und Menschen für ihre Arbeit mit wohnungs- und obdachlosen Menschen zu sensibilisieren. Im Rahmen einer Themenwoche zu sozialer Ungleichheit hatten wir im November Studierende der Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung zu Besuch, die sich auf den Höheren Dienst bei der Polizei vorbereiten. Mit einem bodo-Verkäufer gingen sie auf soziale Stadtführung in die Dortmunder Nordstadt – Kursleiter Christoph Koerdt schilderte danach die Eindrücke verfasste danach einen Bericht, aus dem wir gern hier einen Auszug veröffentlichen. Danke dafür!

Soziale Ungleichheit: Was ist das und warum betrifft mich das in meiner späteren Arbeit als Polizist*in? Diese Frage stand am Anfang einer Themenwoche für die 35 Studierenden eines Kurses des Dortmunder Studienortes der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW im Fach Soziologie. Die hier theoretisch ausgebildeten Kommissaranwärter*innen der Polizeibehörden Dortmund, Soest, Hamm und des Hochsauerlandkreises diskutierten zunächst die vielen Facetten sozialer Ungleichheit, um sich dann dem gesellschaftlichen Phänomen der Armut zu widmen. Um die Unterschiede zwischen absoluter und relativer Armut zu veranschaulichen und für die spätere berufliche Erfahrungswelt als Polizist*in begreifbar zu machen, konnte Dozent Christoph Koerdt die Dortmunder Sozialinitiative von „bodo e.V.“ für eine soziale Stadtführung gewinnen. Neben dem in Dortmund und Bochum bekannten, von Wohnungslosen verkauften Straßenmagazin kümmert sich bodo als Lobbyverein um die Rechte von sozial Hilfebedürftigen, indem er „Chancen schafft“, Nothilfe und eben auch Stadtführungen der anderen Art anbietet. Begleitet von den bodo-Mitarbeitern Oliver Philipp und Carsten Bornemann folgten die Studierenden durch Kälte und strömenden Regen dann Dennis auf dem Weg durch „seine“ Nordstadt. Dennis ist erst kürzlich obdachlos geworden und nun als Verkäufer für bodo aktiv.

Der Weg führte vom bodo-Buchladen zunächst Richtung Streetwork des Jugendamtes, wo die sogenannte Überlebenseinrichtung Schutz und Hilfe für junge Obdachlose bis 25 Jahren bietet – die derzeit jüngste Hilfesuchende ist gerade mal 13 Jahre jung. Weiter ging es zur zweiten Station, der Suppenküche Kana. Hier bekommen täglich bis zu 300 bedürftige Menschen eine warme Mahlzeit, frisch gekocht von Ehrenamtlichen unter dem Motto „Frieden, Gleichheit und vor allem Menschlichkeit“. Die dritte angelaufene Einrichtung war dann das „Café Berta“. Seit 2012 bietet diese Stelle einen geschützten Raum für Alkoholkonsum, indem sie durch aufsuchende Sozialarbeit sowie ärztliche Beratung alkoholabhängige Menschen vom nahen Nordmarkt „abholt“ und im Café betreut. Spirituosen sind hier übrigens tabu. Nach zwei Stunden teils nachdenklicher Eindrücke und nassen Füßen waren die zukünftigen Kommissar*innen spürbar dafür sensibilisiert, was ein Leben „auf der Straße“ bedeuten und wie man als Polizist*in dieser Form von Armut in der Stadt im wahrsten Sinne des Wortes begegnen kann. Für die später folgende praktische Ausbildung in den Polizeibehörden eine wertvolle Erfahrung.